Die Suchgrabung auf dem Johannisplatz

Freigelegte Bach-Gellert-Gruft

Herbst 2014


 

Freilegung der Bach-Gellert-Gruft

 

Nach Bachs Tod im Jahre 1750 wurde seiner nicht einmal mit einem Grabstein gedacht. Erst 1850 - auf Initiative der Bachgesellschaft hin - sollte endlich an Bachs Grab erinnert werden.  Mehr als ein Jahrhundert mußte vergehen, ehe nun wenigstens eine Gedenktafel  an der äußeren Mauer der alten Johanniskirche die Grabstelle markierte.

Weil Johann Sebastian Bach in der Johanniskirche häufig zum Orgeldienst und bei Begräbnissen verpflichtet wurde, entschloss man sich

zum Einbau einer Bach-Gellert-Gruft im Inneren des 1895/97 neu errichteten Schiffes der Johanniskirche.Dabei spielte eine große Rolle, dass Bach und Christian Fürchtegott Gellert ursprünglich auf dem angrenzenden Johannisfriedhof begraben worden waren.

Auch nach den schweren Bombenschäden 1943/44 trug man sich - in Vorbereitung auf ein künftiges Bachmausoleum - bis 1948 mit dem Gedanken, die noch vorhandene Bachgruft als Erinnerungsort zu belassen. Das räumliche Miteinander von Bachgruft und noch existierendem Johanniskirchturm schien als häufig vermuteter Hinweis darauf, dass Bach in der Johanniskirche beruflich mehr Zeit aufgewendet habe als in der Thomaskirche.

Der anschließende Abbruch von Kirchenschiff und Gruft im Jahre 1949  und die Verlegung der Gebeine von Bach und Gellert hatte wohl eher pragmatische Gründe. Dabei schien man vergessen zu haben, dass an diesem Ort herausragende Musikgeschichte geschrieben wurde, die mit seiner endgültigen Zerstörung verloren ging.

Viele Jahre nach diesem" „Vergessen“ ergäbe sich nun  eine neue Chance: Zum einen verlangen Platz und Umgebung nach städtebaulicher Reparatur, wobei der Höhenakzent mit dem Wiederaufbau des Johanneskirchturmes hilfreich sein könnte. Zum anderen bietet die Freilegung der Bach–Gellert-Gruft nicht nur die Möglichkeit, auf diesen Grablegungsort aufmerksam zu machen, sondern mit Hilfe einer zeitgemäßen Gestaltung der unterirdisch gefundenen Gruftteile geschichtliche Identität wieder herzustellen.  

Diese baulich vollkommen getilgte, aber ehemals dominante und bedeutenden Wirkungsstätte Bachs wieder zu markieren und aufzuwerten, sollte Teil einer uns verpflichtenden Erinnerungskultur sein.

 Im Oktober 2014 wurde unter Federführung des Vereins Johanniskirchturm Leipzig e.V. die Bach-Gellert-Gruft für einen begrenzten Zeitraum freigelegt. Sie ist in erstaunlich gutem Zustand. Es ist deutlich zu sehen, wo die beiden Sarkophage standen. Auch Teile von Inschriften, Ornamenten und reichem Mosaikschmuck lassen die ursprüngliche Pracht der Gruft erahnen. Sie ist mittlerweile wieder verfüllt, dennoch aber so vorbereitet, dass sie mit wenigem Aufwand geöffnet werden kann. Wir sind überzeugt, dass Leipzig mit der wieder freigelegten Bach-Gellert-Gruft einen besonderen touristischen und historisch wichtigen Anziehungspunkt gewinnen würde.